Das ist häusliche Gewalt

Häusliche Gewalt hat viele Erscheinungsformen.

Häusliche Gewalt bedeutet nicht nur Schläge und blaue Flecken, sondern umfasst auch psychische, soziale, ökonomische und sexualisierte Gewalt. Stalking zählt ebenfalls dazu. Oder wenn die Gewalt angedroht wird.

Häusliche Gewalt kann in einer aktuellen oder aufgelösten Paarbeziehung, aber auch innerhalb der Familie geschehen. Selbst wenn das Paar oder die Familie getrennt wohnen. Betroffen von häuslicher Gewalt sind vor allem Frauen, aber auch Männer. Frauen sind rund doppelt so häufig von schwerer körperlicher und psychischer Gewalt betroffen.

Vielleicht hast du in diesem Zusammenhang auch von toxischen Beziehungen gehört. Heute ist oft von einer toxischen Beziehung die Rede, wenn in einer Paarbeziehung vor allem psychische Gewalt angewendet wird. Manipulation, Schuldzuweisungen, starke Eifersucht. Aber auch toxische Beziehungen können körperlich werden. Mehr dazu in unserem Fragebogen.

Egal welche Gewaltform angewendet wird, das Ziel ist das gleiche: Macht und Kontrolle über die Partnerin oder den Partner zu erlangen und aufrechtzuerhalten. Die Gewalt folgt meistens einem bestimmten Muster. Mehr zur Gewaltspirale erfährst du hier.

Bist du von häuslicher Gewalt betroffen?

Wir zeigen dir die verschiedenen Formen von häuslicher Gewalt näher auf:

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt, auch emotionale Gewalt genannt, kann sehr subtil sein.

Dein Partner oder deine Partnerin beleidigt dich, droht dir mit Gewalt, schreit dich an, schüchtert dich ein, demütigt dich, ist übertrieben eifersüchtig, wertet dich ab, will dich kontrollieren, zerstört Objekte im Haushalt oder bringt dich dazu, an deiner Wahrnehmung zu zweifeln. Anders als bei körperlicher Gewalt sind sich Betroffene von emotionaler Gewalt oft lange nicht bewusst, dass sie Gewalt erleben.

Soziale Gewalt

Soziale Gewalt dient als Mittel, dich sozial zu isolieren und abhängig zu machen. Soziale Gewalt wird häufig als Teil von psychischer Gewalt gesehen.

Dein Partner oder deine Partnerin schränkt dein soziales Leben ein: Er/sie verbietet dir etwa, andere Menschen zu treffen, sperrt dich zu Hause ein, kontrolliert Telefonate mit der Familie oder den Kontakt mit anderen Menschen, die dir wichtig sind - etwa unter dem Vorwand «Ich bin am liebsten allein mit dir» oder «Deine Freunde sind langweilig, willst du dich wirklich mit denen abgeben?»

Ökonomische Gewalt

Bei ökonomischer Gewalt geht es um die Kontrolle von Finanzen. Auch ökonomische Gewalt wird oft psychischer Gewalt zugeordnet.

Dein Partner oder deine Partnerin kontrolliert die Verwendung deines/eures Einkommens, verbietet dir zu arbeiten oder zwingt dich zu arbeiten, hält Vermögen oder Ausgaben geheim, beutet dich finanziell aus oder behält die alleinige Kontrolle über die Finanzen. Finanzielle Kontrolle ist eine wirksame Methode, starke Abhängigkeiten zu schaffen und damit Betroffene in einer Beziehung regelrecht gefangen zu halten.

Körperliche Gewalt

Körperliche Gewalt ist die offensichtlichste Gewaltform.

Dein Partner oder deine Partnerin wird dir gegenüber tätlich. Dazu gehören Schläge, Würgen, Fesseln, Ohrfeigen, Treten, Schubsen, Beissen, Werfen mit Gegenständen oder mit einer Waffe angreifen.

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt in Paarbeziehungen ist häufig ein Tabu. Ungewollter Sex zählt auch in einer Beziehung als Vergewaltigung.

Die Bandbreite von sexualisierter Gewalt ist gross. Dein Partner oder deine Partnerin kommt dir zu nah, berührt dich unerwünscht, küsst dich unerwünscht, zeigt dir unerwünscht pornografische Bilder oder Videos, zwingt dich zu sexuellen Handlungen oder hat Sex mit dir, wenn du es nicht willst.

Stalking

Stalking ist wiederholtes Belästigen, Nachstellen oder Auflauern.

Dein Partner oder deine Partnerin ruft dich ständig an, überhäuft dich mit SMS, lauert dir zu Hause oder bei der Arbeit auf, verfolgt dich, kontaktiert deine Freunde oder Familie, droht dir, beschädigt dein Eigentum oder verbreitet falsche und intime Informationen über dich. Stalking ist extrem belastend und kann Betroffene in ihrem Alltag stark beeinträchtigen. In den schlimmsten Fällen erleiden Betroffene echten Psychoterror und werden auch körperlich angegriffen.

Was ist gesetzlich strafbar?

Häusliche Gewalt ist niemals ok, egal welche Gewaltform angewendet wird.

Es ist in der Schweiz gesetzlich strafbar, wenn du:

  • körperlich angegriffen wirst (Schläge, Fusstritte, Würgen, Zuschlagen mit Gegenständen).
  • eingesperrt und belästigt wirst (Bewachen, Kontrollieren, Stalking).
  • vergewaltigt oder zu anderen sexuellen Handlungen gezwungen wirst.
  • bedroht wirst.
  • gezwungen wirst, etwas zu tun oder zu unterlassen.

Wenn Partner:innen das tun, machen sie sich strafbar. Suche dir unbedingt Hilfe. Die Polizei und Opferhilfestellen stehen dir zur Seite.

Auch psychische Gewalt kann schwerwiegende Folgen haben und tiefe seelische Narben hinterlassen. Du bist nicht allein. Es gibt in der Schweiz diverse Anlaufstellen, die dich unterstützen und beraten – unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Alter, oder sozialer Schicht.

Hier findest du Hilfe